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Not, Lehre, Wirklichkeit

Langbeschreibung
Im Kommentarteil von Bertolt Brechts Fatzer heißt es, der Gang Fatzers durch die Stadt Mülheim werde Wirklichkeit, auch wenn er nie geschehen sei, sobald er von "genügend viele[n], genügend gute[n] Leute[n], die genügend aufgeklärt sind, [...] als wahrhaftig erkannt" worden sei. Das Fragment weist so auf eine Geschichte derjenigen Taten hin, die hätten getan werden können. Es erscheint eine Vorstellung von Wirklichkeit, die die Grenzen zwischen Theater und den sozialen Verhältnissen, zwischen Fiktion und dem, was als real verstanden wird, brüchig macht und ineinander verschiebt. Das Interesse an der Wirklichkeit der Taten, die hätten getan werden können (oder in der Gegenwart, der Zukunft getan werden könnten), führt zur Frage nach dem Verhältnis von Theater und Wirklichkeit, die bei Brecht - und womöglich auch für gegenwärtiges politisches Theater? - zugleich eine nach der Lehre ist: Wie und von welcher Wirklichkeit spricht Theater, welchen Raum des Lehrens/Lernens eröffnet es und wirkt damit (vielleicht) auf Haltungen und Handlungen? Doch "unsere Handlungen kommen von der Not", heißt es auch im Fatzer. Wie also sprechen Theater und Kunst von der Not, wenn sie Wirklichkeit dar- oder herstellen? Was erlaubt Not? Was ermöglicht Lehre?
Matthias Naumann (M.A.) ist freier Theaterwissenschaftler, Autor, Dramaturg und Übersetzer. Er forscht und veröffentlicht in den Bereichen Theater, Film und Jüdische Studien. Er studierte Theater, Film und Medienwissenschaft, Germanistik und Judaistik in Frankfurt am Main, Tel Aviv und Paris. Er ist Mitgründer der Künstlergruppe manche(r)art. Er war, gemeinsam mit Stefanie Plappert, für die wissenschaftliche Konzeption und Realisierung des im November 2008 eröffneten Norbert Wollheim Memorials in Frankfurt am Main verantwortlich. Übersetzer israelischer Theaterstücke ins Deutsche, u.a. von Hanoch Levin, Yonatan Levy und Maya Arad; arbeitete als freier Dramaturg und Kurator u.a. für Tmuna-Theater, Tel Aviv, Deutsches Theater Göttingen, en/COUNTERs in and between Israel and Germany (Center for Contemporary Art, Tel Aviv/ Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt am Main); seit 2013 Kurator für die Mülheimer Fatzer Tage am Ringlokschuppen Ruhr. Seine Stücke waren zu den Autorentheatertagen 2013 am Deutschen Theater Berlin eingeladen und für den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2014 nominiert. Seit 2014 arbeitet er als Autor mit dem Theaterkollektiv Futur II Konjunktiv.Tina Turnheim studierte Theater-, Film-, und Medienwissenschaften in Wien und Berlin und arbeitet als Theatermacherin und -theoretikerin in Berlin. Sie ist Mitbegründerin des Theaterkollektivs EGfKA - Europäische Gemeinschaft für kulturelle Angelegenheiten. In ihrer Doktorarbeit analysiert sie performative Experimente mit Zeit- und Geschichtsabläufen zwischen Spekulation und Beschwörung in Bezug auf eine veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung von Zukunft. Darüber hinaus forscht und publiziert sie kontinuierlich über das Konzept der Zukunft, politisches Theater, soziale Reproduktion, Protest und Aufstände.
ISBN-13:
9783958081109
Veröffentl:
2017
Seiten:
182
Autor:
Sonja Bender
Serie:
5, Mülheimer Fatzerbücher
eBook Typ:
PDF
eBook Format:
EPUB
Kopierschutz:
1 - PDF Watermark
Sprache:
Deutsch

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