Hobby-Indianer

Zwischen kultureller Aneignung und Anerkennung
Langbeschreibung
Schon seit geraumer Zeit stellen tausende Menschen aus Deutschland und Österreich amerikanische Ureinwohner nach - bzw. das, was sie dafürhalten; treffen sich, um gemeinsam zu feiern, zu tanzen, Zeremonien abzuhalten. Doch ihre Zugänge könnten unterschiedlicher kaum sein: von historisch exakten Imitationen, die jahrhundertealte, in Amerika nicht mehr existierende Rituale wiederbeleben, über esoterischen Eskapismus im Selbsthilfebereich bis zu verspielt-naiven Wochenendbeschäftigungen für die ganze Familie.Was sie allerdings verbindet, ist die Begeisterung für das Nachahmen kultureller Identitäten: ein kompliziertes Geflecht, das auf Exotismus und kolonialem Erbe beruht, aber auch zahlreiche Brüche und Überraschungen aufweist - wobei niemand außer den Native Americans selbst entscheiden sollte, welche Form der Nachahmung und Identifikation mit ihnen zu begrüßen ist und welche nicht.Mehr als zehn Jahre haben Fotograf Kurt Prinz und Journalist Clemens Marschall damit verbracht, die gegensätzlichen Ausformungen dieser Szenen zu dokumentieren. Eine Spurensuche zwischen Plastikschamanismus, "deutscher Gründlichkeit" und ausstehender Versöhnung, die eigenartige Fragen aufwirft wie: Brauche ich indianisches Blut, um Indianer zu sein, oder reicht eine gute Verkleidung? Muss ich mich schuldig dabei fühlen, ihre heiligen Tänze zu zelebrieren, oder wird das als Kompliment an ihre Kultur verstanden? Betreibe ich Kulturvampirismus - oder handelt es sich um Blutsbrüderschaft?Ausgewählte Zitate aus den Interviews im Buch:Ich bin seit 1973 im Hobby, und was echte Natives darüber denken, ist sehr diffizil. Es gibt welche, die sagen: "Zuerst habt ihr uns das Land weggenommen, jetzt nehmt ihruns auch noch unsere Kultur." Die zweiten meinen: "Crazy Germans!", denen ist es mehr oder weniger egal. Und die dritte Partei sagt: "Die höchste Form der Verehrungist die Nachahmung." (Vast Sky, Week, Großhartmannsdorf)Ich kann mich Ich kann mich nichtnicht als Indianerin bezeichnenals Indianerin bezeichnen. Ich kann mich im Herzen zwar dem . Ich kann mich im Herzen zwar dem Indianer sehr ähnlich fühlen, aber als Person Indianer sehr ähnlich fühlen, aber als Person kann ich kein Indianer seinkann ich kein Indianer sein -- weil ich es weil ich es einfach nicht bin. Und darum lehne ich all diese Geschichten, diesen Hokuspokus ab, einfach nicht bin. Und darum lehne ich all diese Geschichten, diesen Hokuspokus ab, bis aufs Letzte.bis aufs Letzte. (One Who Walks with the Buffalos, General Houston Country Club, Neu-Mahrersdorf)Westernstädte wie in Europa gibt es in Amerika nicht. Es gibt viele Feste, aber sie Es gibt viele Feste, aber sie achten streng darauf, die Indianer nicht anzupissen, denn die wären sofort da. achten streng darauf, die Indianer nicht anzupissen, denn die wären sofort da. (Mala Spotted Eagle, von Western Shoshone und Cherokee abstammender Aktivist)Ich bin nicht Schauspieler geworden, um Hamlet, sondern um Old Shatterhand zu spielen. (Michael Thomas, Schauspieler und längstdienender Old Shatterhand)Wenn Wenn du nicht authentisch bist, kommst du bei den Lagern, wo's wirklich abgeht, gar du nicht authentisch bist, kommst du bei den Lagern, wo's wirklich abgeht, gar nicht rein. Die beobachten dich ein paar Jahre, und auf einmal sagt einer: "Wenn du nicht rein. Die beobachten dich ein paar Jahre, und auf einmal sagt einer: "Wenn du Lust hast ..." In Deutschland ist das total krass. Da gibt es riesige Lager mit hunderten Lust hast ..." In Deutschland ist das total krass. Da gibt es riesige Lager mit hunderten TipiTipis und Kriegerbünden, wo ein Bison gekauft wird, lebendig durchs Lager geführt s und Kriegerbünden, wo ein Bison gekauft wird, lebendig durchs Lager geführt und dann mit einer Winchester oder mit Pfeil und Bogen erlegt.und dann mit einer Winchester oder mit Pfeil und Bogen erlegt. (Stefan Flür, Pullman City, Eging am See)Ich bin Halbblut, mein Vater war ein Navajo. Ich bin hier in Bayern aufgewachsen und lebe das aus, was ich in Wirklichkeit bin. Das Blut ist da und das geht nie wieder weg. lebe das aus, was ich in Wirklichkeit bin. Das Blut ist da und das geht nie wieder weg. Und alle meine Nachkommen werden das Blut immer weitertragen.Und alle meine Nachkommen werden das Blut immer weitertragen. (Everywhere There, Pullman City, Eging am See)Wäre es für Natives einfacher, ein gutes Leben in Europa zu führen als in Amerika?Leben in Europa zu führen als in Amerika? Ich würde fast ja sagen Ich würde fast ja sagen -- aber das ist nur meine Meinung. Ich mag die Art und Weise, aber das ist nur meine Meinung. Ich mag die Art und Weise, wie die Leute uns hier behandeln: mit Respekt.wie die Leute uns hier behandeln: mit Respekt. (Robert Soto, Lipan--Apache Apache und Aktivistund Aktivist)
geb. 1985 in Ried im Innkreis, Gründer des (Fernseh-) Magazins Rokko's Adventures, abgeschlossenes Doktoratsstudium der Musikwissenschaft, lange Mitglied der Literaturgruppe Wortwerft, lebt und arbeitet als freier Journalist (Die Zeit, Radio Ö1) und Autor (u.a. "Golden Days Before They End", "Avant-Garde from Below") zwischen London und Wien.Mehr unter rokkosadventures.at
ISBN-13:
9783903365254
Veröffentl:
2024
Erscheinungsdatum:
19.04.2024
Seiten:
168
Autor:
Clemens Marschall
Gewicht:
892 g
Format:
284x215x17 mm
Sprache:
Deutsch

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