Der ferne Vater

Zur Psychoanalyse von Vatererfahrung, männlicher Entwicklung und negativem Ödipuskomplex
Langbeschreibung
»Es gibt Bücher, die kommen als vermeintlich spröde wissenschaftliche Themendiskussion daher und entpuppen sich bei der Lektüre als spannendes Lehrbuch. Dieses Buch ist dafür ein Beispiel. Der österreichische Psychoanalytiker schuf ein Werk, das ein Gesamtbild der Vaterfigur in der Psychoanalyse, aber auch in der Gesellschaft zeichnet. [...] Mit Verve fordert der Autor eine >sozialpolitische Wende< weg von der Allverfügbarkeit des Menschen und hin zu mehr Individualität, die auch Männern eine selbstverständlichere Anwesenheit und damit Nähe zu Kindern einräumt. [...] Er führt ein Plädoyer für familien- und sozialpolitische Maßnahmen, die das Zusammenleben der Kinder mit Vater-Männern auf allen Ebenen einleiten.«Andrea Schneider in Deutsches Ärzteblatt PP»Aigners Buch samt seiner Ausflüge und Exkursionen in die Sphären der Psychoanalyse ist nicht unbedingt leichte Bettlektüre. Doch wer einen Faible für psychodynamische Hintergründe hat und wer es auf Dauer nicht so sehr schätzt, mit vorschnellen, humoresken Zeitdiagnosen mehr abgespeist als aufgeklärt zu werden, der findet in seinem seitenstarken Werk viel Bedenkenswertes und viel auch an purem Wissen, dass sich von Kapitel zu Kapitel immer mehr verknüpft. Und gibt es etwas besseres, als wenn man plötzlich den Lesefluss unterbricht, weil sich eigene Gedanken aufdrängen?«Frank Keil in Switchboard
Hauptbeschreibung
»Der österreichische Psychoanalytiker schuf ein Werk, das ein Gesamtbild der Vaterfigur in der Psychoanalyse, aber auch in der Gesellschaft zeichnet.« (Deutsches Ärzteblatt PP)
Inhaltsverzeichnis
InhaltVorwort zur dritten Auflage1. Vorwort2. Einleitung2.1. Vorbemerkung I: Wozu Vater?2.2. Vorbemerkung II: ¿Oh, Mein Papä? - Die meist tabuisierte familiäre Beziehung?3. Vater-Erfahrungen aus Alltag, Politik, Literatur und Geschichte3.1. Politik und Alltag3.2. Literatur und Geschichte3.3. (Kultur-)historische Hinweise3.3.1. Die Verdrängung des Vaters als Teil des Geschlechterkampfes?3.3.2. Vaterschaft jenseits distanzierter Paternalität: 18. und 19. Jahrhundert - die Aufklärung3.3.3. Der 'industriell revolutionierte' Vater3.3.4. Vom bürgerlichen Vater zur Gegenwart3.3.5. Neuere Trends und sozialpsychologische Vatertypologien3.4. Die neuen Väter?3.5. Verunsicherte Väter4. Die Krise der Väterlichkeit - auch eine materialistische Kategorie5. Wozu der Vater psychoanalytisch gesehen gut ist5.1. Fallgeschichten - Vatergeschichten?5.2. Väterlichkeit und Männlichkeit - ein zweiter ¿dark continent¿?5.3. Der Vater bei ¿Vater Freud¿5.4. Nach Freud5.4.1. Der Vater bei Freuds Tochter und ihrer Mitarbeiterin Dorothy Burlingham5.4.2. Allgemein ¿wenig Vater¿: Horney, Klein, Winnicott u.a.5.4.3. Helene Deutsch5.4.4. Andere psychoanalytische Vater-Such-Spuren: Loslösung, Entidentifizierung, Hilfestellung5.5. Vater-Theoreme zwischen Person, Institution, Archetypus und Metapher5.5.1. C. G. Jungs 'Elternarchetypus'5.5.2. Lacans 'dritte' und 'vierte' Position5.5.3. Gérard Mendels Vaterimago als Institution6. Spezielle Aspekte des Entwicklungs- und Sozialisationsfaktors ¿Vater¿ aus psychoanalytischer Sicht6.1. Die Beziehung zum ¿Tertium¿6.2. Vaterimago und ursprünglicher Narzißmus6.3. Vaterschaft und ödipale Grenzziehung6.4. Ödipale Grenzsetzung: Realität und Arbeit6.5. Die Bedeutung des Vaters zwischen Idealisierung und identifikatorischer Liebe6.5.1. Intersubjektivität und Anerkennung6.5.2. Der ferne Vater7. Die elternlose Gesellschaft7.1. Fehlt der Vater wirklich? Familien ohne Vater7.1.1. Relativierung des Katastrophenszenarios: Scheidungswaisen, Einzelkinder7.1.2. Triangulierung ohne Vater - die bessere Variante?7.2. Von der vaterlosen zur elternlosen Gesellschaft7.2.1. Die 'enteigneten Erzieher/innen'7.2.2. Das Ende der Vorbilder?8. Veränderungen des Ödipuskonflikts und der Über-Ich-Bildung, adoleszente Strukturdefizite und autoritäre/fremdenfeindliche Haltungen8.1. Das Über-Ich als Erbe des (welches?) Ödipuskomplexes8.1.1. Freuds Feststellungen zum Über-Ich-Versagen8.1.2. Grundsätzliche Überlegungen8.2. Über-Ich und Aggression8.3. Über-Ich-Bildung und gesellschaftlich bedingte ödipale Vermeidungstendenzen8.4. Adoleszente Verunsicherung und Väterlichkeitsdefizit8.5. Weitere Besonderheiten der Adoleszenz und die Neigung zur Gewalt8.6. Über-Ich- und Ich-Ideal-Veränderungen und die Neigung zur Destruktion8.7. Neue Aspekte des Ödipuskonflikt als zentraler Schaltstelle für die seelische Entwicklung8.7.1. Der andere Ödipus8.7.2. 'Ödipus neu' - der Wunsch nach anderen Vätern?8.7.3. Ödipus als Geschlechterpolarisierung9. Allgemeine Sozialisationsbedingungen Jugendlicher zwischen Individualisierung, Beziehungslosigkeit und Gewalt9.1. Ausgangsbedingungen, Fragestellung9.2. Die unerfüllbaren Wertvorstellungen9.3. 'Die' gewalttätige Jugend?9.3.1. Nur deprivierte Jugendliche?9.3.2. (Rechte) Gewalt, Männlichkeitsprobleme und die Lockerung der Sitten9.3.3. Nur männliche Jugendliche?9.4. Der enttäuschte Kampf gegen den enttäuschenden Vater9.4.1. Der Vater der Gewalttätigen9.4.2. Vater-'loser', 'loser'-Vater und das Phantasma der Nation10. Familie, Kultur und rechtsextremistische Gewalt - sozialpsychologische und psychoanalytische Erklärungsversuche10.1. Ökonomische Krisenerscheinungen und 'situative Labilisierung'10.2. Rechtsextreme Gewalt als 'Opferkultkrise' in der vaterlosen Gesellschaft?10.3. Der Körper am Schnittpunkt zwischen Angst und 'Schiefheilung'10.4. Die Bedeutung der Bindungserfahrungen10.5. Fehlender - autoritärer - punitiver Vater10.6. Klassisch autoritärer Charakter, Narzißmus und Rechtsextremismus10.7. Vaterhaß, Fremdenhaß, Minderheitenhaß?10.8. Der Vater, der Jud' und der Narzißmus10.9. Vaterlosigkeit, Narzißmus und Geschwisterneid11. Die Mehrgenerationenperspektive und die Rolle der Väter für die intergenerationelle Transmission11.1. Spezielle Aspekte der Vaterlosigkeit durch Krieg und Nazismus - die 'Schablonen-Väter'11.2. Die Drei-Generationen-Perspektive11.3. Destabilisierung der Generationen und Geborgenheitssuche12. Patriarchat, Autoritarismus und ¿Antiödipaler Fortschritt¿12.1. Der Laios-Komplex und die Rache an den Söhnen12.2. Die Zukunft des 'fathering'?12.3. Der archaische Vater13. Auf dem Weg zum dyadischen Vater13.1. Vatersehnsucht und Vaterhunger13.2. Der frühe, dyadische Vater14. Neue Väterlichkeitsdimensionen im Präodipalen und Negativ-Ödipalen14.1. Nachtrag zum negativen Ödipuskomplex14.2. Neue Qualität von ¿Vaterliebe¿ - neue Über-Ich- und Autoritätsbildung?15. Theoretische und sozialpolitische Schlußfolgerungen: Fehlender, autoritärer, schwacher, liebloser Vater?16. Empirischer Anhang: 'Der lästige Hund!' - Eine qualitativ-interpretative Recherche zur Vaterbeziehung gewaltorientierter Jugendlicher16.1. Methodisches16.2. Forschungssubjekt - Forschungsobjekt16.3. Zur Anlage der Interviews17. Die Interviews: Ehemalige Skinheads im Rückblick auf ihre Skin-Zeit, ihre Kindheit, Jugend und ihre Familienbeziehungen17.1. Der ¿Bulle¿17.2. Olaf17.3. Walter17.4. Zusammenfassende Deutungsmuster17.4.1. Allgemeines zur Übertragungssituation17.4.2. Brüche, Widersprüche, Idealisierung17.4.3. Erniedrigung und Geschlechterproblematik17.5. Abwesender Vater, guter Vater und 'lästiger Hund'
Josef-Christian Aigner ist Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Erziehungswissenschaftler und Professor für Psychosoziale Arbeit und Psychoanalytische Pädagogik am Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Universität Innsbruck. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kulturtheorie der Psychoanalyse sowie psychoanalytische Entwicklungstheorie unter besonderer Berücksichtigung der männlichen Entwicklung.Er wurde 1981 an der Universität Salzburg bei Igor A. Caruso promoviert. 1982 bis 1989 machte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker im Psychoanalytischen Seminar Vorarlberg. Ab 1993 war Aigner Assistenzprofessor am Institut für Erziehungswissenschaft der Uni Innsbruck, wo er im Jahr 2000 auch habilitierte. Er hat zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften psychoanalytischer, psychosozialer oder sexualwissenschaftlicher Provenienz publiziert.(Stand: September 2014)
ISBN-13:
9783837922974
Veröffentl:
2013
Erscheinungsdatum:
01.07.2013
Seiten:
440
Autor:
Josef Christian Aigner
Gewicht:
645 g
Format:
210x148x30 mm
Serie:
Bibliothek der Psychoanalyse
Sprache:
Deutsch

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